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Teufelskreise der Stadtentwicklung durchbrechen
Universität und "Werkstadt Basel"
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René L. Frey: "In Basel stellt sich die Frage der nachhaltigen
Entwicklung besonders scharf und dringlich."
(Foto: Copyright Dominik Labhardt) |
Von René L. Frey,
Rektor Universität Basel
Basel befindet sich in einer prekären Situation. Wenn die bisherige
Entwicklung weitergeht, wird diese Stadt ihre Lebens- und Funktionsfähigkeit
verlieren. Verantwortlich dafür sind vier Teufelskreise.
Der erste betrifft den Verkehr, der zweite die Umwelt und die
Bodennutzung, der dritte das Arbeiten und Wohnen und der vierte
die öffentlichen Finanzen. Diese Teufelskreise treiben je einzeln
und in wechselseitiger Verstärkung die verhängnisvolle Suburbanisation
(gleich "Stadtflucht") an. Basel stellt diesbezüglich zwar keine
Ausnahme dar. Die meisten anderen Städte haben ähnliche Probleme.
Weil jedoch Basel auf das Kantonsgebiet beschränkt ist (sieht
man von Riehen und Bettingen ab), stellt sich hier die Frage der
nachhaltigen Entwicklung besonders scharf und dringlich.
Um den unerwünschten Entwicklungen entgegenzuwirken, muss eine
Reurbanisation eingeleitet werden. Eine solche Renaissance der
Stadt ist nicht unrealistisch. Sie ist in Ansätzen schon heute
erkennbar. Denn auf die Verschlechterung der Stadt als Wohn- und
Arbeitsort gibt es als Reaktion nicht nur die Stadtflucht, sondern
auch das Engagement für Verbesserungen der Situation in der Kernstadt.
Die Politik von Basel muss darauf ausgerichtet werden, die Stadt
als Arbeits- und Wohnort zu stärken. Dies bedingt die Lösung der
sogenannten
A-Stadt-Problematik. Der in den Kernstädten typischerweise überdurchschnittliche
Anteil von Alten, Armen, Alleinstehenden, Alleinerziehenden, Abhängigen,
Auszubildenden, Arbeitslosen, Ausgesteuerten, Ausländern, Aussteigern
usw. muss wieder dem Durchschnitt des Landes angenähert werden.
Nur dann kann die Stadt ihre Aufgaben aus eigener wirtschaftlicher
und politischer Kraft bewältigen.
Anders formuliert: Die oben erwähnten vier Teufelskreise der Suburbanisation
müssen durchbrochen werden dies im Interesse der Städte selbst
wie auch ihres Umlandes und letztlich des gesamten Landes.
In den letzten Jahrzehnten ging es vor allem darum, den schleichenden
Verstädterungsprozess in den Vororten und die Zersiedelung des
ländlichen Raums unter Kontrolle zu bringen. Heute steht die Erhaltung
und Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der städtischen Regionen
als Motoren unserer Volkswirtschaft im Vordergrund. Diese bedingt,
dass die städtischen Zentren sich ihre Lebens- und Funktionsfähigkeit
sichern.
René L. Frey ist Professor für Nationalökonomie an der Universität
Basel und zurzeit deren Rektor. René L. Frey war Präsident des
nationalen Forschungsprogramms "Stadt und Verkehr" und präsidiert
die Arbeitsgruppe "Stärkung der Stärken Basels" an der Universität
Basel im Rahmen von "Werkstadt Basel".
(Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Basler Zeitung; copyright
Basler Zeitung 1997)
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