Viele Aufwertungen im Schatten des Zentrums
Breite
Das noch nicht realisierte Quartierzentrum dominiert seit Jahrzehnten
die politische Diskussion in der Breite. Im Schatten des Treffpunkts
sind einige Verbesserungen der Wohnlichkeit erzielt worden.
Ist die Rede von Aufwertungen punkto Lebensqualität im Breite-Quartier,
so kommt einem unweigerlich der langjährige Wunsch der dortigen
Bewohnerinnen und Bewohner nach einem Quartierzentrum in den Sinn.
Der von der Kantonsregierung der Bevölkerung wiederholt in Aussicht
gestellte Treffpunkt auf dem dafür vorgesehenen brachliegenden
Areal zwischen Rhein und Zürcherstrasse gleich bei der Autobahn
hat in der Vergangenheit in schöner Regelmässigkeit für Schlagzeilen
gesorgt. 1980 wurde sogar eigens der Verein Breite-Zentrum gegründet.
Die Breitlemerinnen und Breitlemer liessen sich von den abschlägigen
Entscheiden des Regierungsrats allerdings nicht entmutigen und
engagierten sich beharrlich und erfolgreich zugleich für weitere
Verbesserungen der Wohnlichkeit, wie die BaZ kürzlich bei einer
Quartierbegehung beeindruckt feststellen konnte.
Naturnahe Anlage als Prunkstück
Als eines der Prunkstücke der angesprochenen Aufwertungen im Breite-Quartier
sticht dem Besucher die Cécile-Ines-Loos-Anlage bei der Schwarzwaldbrücke
ins Auge. Der naturnahe Garten ist 1994 von der Stadtgärtnerei
in enger Zusammenarbeit mit der Bevölkerung gestaltet worden und
dient vor allem als Kinderspielplatz.
«Ein grosser politischer Erfolg» sei im Dezember 1991 auch die
gewonnene kantonale Volksabstimmung über die Zukunft des Schwarzparks
gewesen, erzählt Markus Locher, der Präsident des Komitees für
eine wohnliche Breite. «Einer kleinen Gruppierung von Bürgerinnen
und Bürgern ist es damals gelungen, etwas anderes zu erreichen,
als die Regierung es wollte.» Der 48jährige Deutsch- und Geschichtslehrer
Locher steht seit nunmehr fünf Jahren der 1977 gegründeten Bewegung
vor, die sich der Name ist Programm für ein wohnlicheres Quartier
einsetzt. Zusammen mit dem an die Breite angrenzenden Gellertpark
bildet der Schwarzpark einen stattlichen Grüngürtel.
Mit verschiedensten Massnahmen konnte in den letzten Jahren die
verkehrsmässig zweifache Durchschneidung des Breite-Quartiers
einerseits durch die Autobahn und anderseits durch die Zürcherstrasse
abgefedert werden: Verbessert wurden die Fussgängerübergänge über
die Zürcherstrasse; erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang der
neue und sicherere Übergang bei der Tram- und Bushaltestelle Breite.
Die Schwarzwaldbrücke wurde beidseitig mit Velospuren bestückt.
Und die Autobahn wurde zur Lärmeindämmung teilweise überdeckt.
Das Breite-Quartier verfügt zwar über keine eigentlichen Wohnstrassen.
Dank verkehrsberuhigenden Massnahmen gehört der St.-Alban-Rheinweg
aber mehr oder weniger den nichtmotorisierten Verkehrsteilnehmern.
Im Bereich zwischen Rhein und Zürcherstrasse gilt bereits heute
Tempo 30. Und im Rahmen der bis zum Anfang des Jahres 2001 für
sämtliche Wohngebiete der Stadt zu erstellenden flächendeckenden
Tempo-30-Zonen wird die Breite als erstes der davon betroffenen
Quartiere berücksichtigt.
Im Gespräch mit der Regierung
Das Engagement der Breitlemerinnen und Breitlemer wird also von
der Kantonsregierung ernst genommen. Davon zeugt nicht zuletzt
ein Anfang Juni dieses Jahres durchgeführter Quartierrundgang
mit Baudirektorin Barbara Schneider und Polizei- und Militärdirektor
Jörg Schild. Vor Ort liessen sich Schneider und Schild von der
Bevölkerung über die dringlichsten Anliegen ins Bild setzen. Das
Treffen habe noch keine konkreten Resultate gebracht, sagt Locher.
Einzelne Verbesserungsvorschläge würden von der Verwaltung aber
immerhin ernsthaft geprüft. Damit ist insbesondere ein durch eine
Signalanlage gesicherter Fussgängerübergang bei der Tramhaltestelle
Waldenburgerstrasse gemeint.
Auch angesichts der verschiedenen Aufwertungen ist für Markus
Locher, der seit 1978 an der Homburgerstrasse wohnt und Vater
zweier schulpflichtiger Töchter ist, ein Abwandern kein ernsthaftes
Thema. Trotz den Immissionen durch den Autoverkehr sei die Lebensqualität
in der Breite recht hoch, erklärt Locher. Das Quartier biete gute
Einkaufsmöglichkeiten, habe viele Grünflächen und sei gut erschlossen
durch den öffentlichen Verkehr. Durch die diversen politischen
und festlichen Aktivitäten sei zudem ein enges soziales Netz entstanden.
Neuer Schub für alte Anliegen
Den Prozess «Werkstadt Basel» findet Locher «gut, weil damit auch
Leute angesprochen werden sollen, die sonst nicht regelmässig
politisch aktiv sind». Der Präsident des Komitees für eine wohnliche
Breite erhofft sich dadurch aber auch einen neuen Schub für alte
Anliegen der Quartierbewegung. «Bei den Verbesserungen ist man
oft auf halbem Weg stehengeblieben», sagt Locher. Gerade bei Verkehrsfragen
würden sich die Verhandlungen mit gewissen Behörden zuweilen recht
schwierig gestalten. Die Perspektive des Autofahrers habe immer
noch einen sehr hohen Stellenwert.
Abgesehen vom eingangs erwähnten lange ersehnten Quartierzentrum
dürften in den Innovationswerkstätten in der Breite eine benutzerfreundlichere
Unterführung bei der Tram- und Bushaltestelle Breite und ein noch
sichererer Übergang bei besagter Haltestelle erneut zur Sprache
kommen.
Valentin Kressler
(Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Basler Zeitung; copyright
Basler Zeitung 1997)
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